
Bevor du im Alter mit Krafttraining beginnst, lasse eine sportmedizinische Untersuchung durchführen. Das Ergebnis liefert nicht nur wichtige Informationen zu deinem Gesundheitsstatus, sondern dokumentiert auch deine Belastungsgrenzen.
Wo du eine sportmedizinische Untersuchung (auch sportärztliche Untersuchung, Sporttauglichkeitsuntersuchung oder Sportcheck) durchführen lassen kannst, welche Untersuchungen dabei durchgeführt werden und was es kostet, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhalt:
1. Warum ist eine sportmedizinische Untersuchung sinnvoll?
2. Wichtige Bestandteile einer sportmedizinischen Untersuchung
3. Wo solltest du eine sportmedizinische Untersuchung durchführen lassen und was kostet sie?
Warum ist eine sportmedizinische Untersuchung sinnvoll?
Beginnt man im Alter mit Krafttraining, tut man dies in der Regel, um dem altersbedingten Muskelabbau entgegenzuwirken. Die sportmedizinischen Aspekte bekommen dabei jedoch häufig nicht die gebotene Aufmerksamkeit.
Krankenkassen empfehlen: Wer über 35 Jahre alt ist und mindestens ein Jahr lang keinen Sport getrieben hat, sollte sich erst mal gründlich durchchecken lassen. Mit einer Gesundheitsbiografie, die fünf, sechs oder sieben Lebensjahrzehnte umfasst, lohnt das erst recht.
„Die sportärztliche Vorsorgeuntersuchung im Sinne einer Gesundheitsuntersuchung dient der Erkennung latenter oder bereits vorhandener Krankheiten, die eine Gefährdung darstellen können. Die Vorsorgeuntersuchung soll gesundheitliche Risiken mindern oder vermeiden helfen und eine optimale Ausübung von Sport und körperlicher Aktivität für jeden Sporttreibenden ermöglichen.“
Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V.
Beim progressiven Widerstandstraining (Krafttraining) erfährt der Körper regelmäßig erhebliche Belastungen. Unerkannte Erkrankungen können dabei gefährlich werden. Im schlimmsten Fall führen die Belastungen zu einem Herzinfarkt oder gar zum plötzlichen Herztod. Auslöser sind oftmals Bluthochdruck, eine Verkalkung der Herzkranzgefäße, Durchblutungsstörungen des Herzens, Herzrhythmusstörungen bei Belastung oder ein Herzfehler. Eine sportmedizinische Untersuchung kann gesundheitliche Risiken mindern oder vermeiden helfen. Darüber hinaus erhält man Trainingsempfehlungen und den einen oder anderen Sporttipp.
Sportverbote gibt es nur in wenigen Fällen. Neben akuten, mit Fieber einhergehenden Infektionskrankheiten, fieberhaften Entzündungen und Infektionen jeder Art sollte man Sport auch unterlassen bei bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, akuten Gelenkerkrankungen und akuten Allgemeinerkrankungen. Es sei denn, von ärztlicher Seite wurde eine anderslautende Empfehlung ausgesprochen. Im individuellen Krankheitsfall ist immer ärztlichen Rat einzuholen, um schwerwiegende gesundheitliche Schädigungen zu vermeiden.
Einst wurde vor Sport im Alter gewarnt. Ältere Menschen sollten sich schonen. Heute weiß man: Sport hilft, die körperliche Leistungsfähigkeit zu bewahren. Selbst bei Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Rheuma wird Sport empfohlen, weil man erkannt hat, dass sich damit Krankheitsverläufe positiv beeinflussen lassen.
Wichtige Bestandteile einer sportmedizinischen Untersuchung
Hauptsächliches Untersuchungsobjekt der sportmedizinischen Untersuchung ist das Herz-Kreislauf-System. Dabei geht es vor allem darum, eventuelle Schäden aufzudecken. Weitere Ziele sind die Bestimmung von Belastungsgrenzen sowie die Empfehlung sinnvoller Trainingsintensitäten und individuell geeigneter Sportarten.

Nachfolgend wichtige Bestandteile einer sportmedizinischen Untersuchung. Am besten erkundigst du dich vorher, was genau der Sportcheck beim Anbieter deiner Wahl beinhaltet. Weise bei der Terminvereinbarung darauf hin, welche Schwerpunkte dir wichtig sind. Gegebenenfalls sind Zusatzuntersuchungen erforderlich:
Anamnese
Abfrage deiner Krankengeschichte, deiner sportlichen Vorerfahrungen und deiner sportlichen Ziele, in der Regel über einen Fragebogen (Anamnesebogen).
Blutbild und Urinstatus
Ein Blutbild (i. d. R. kleines Blutbild) gibt u. a. Aufschluss über die Blutbildung, Störungen der Blutgerinnung, Entzündungen oder Infektionskrankheiten. Es kann auch zur Bestimmung von Glucose und Blutfettwerten (Cholesterin, HDL, LDL) dienen.
Beim Urinstatus erfolgt eine Harnanalyse mittels Urinteststreifen. Angezeigt werden zum Beispiel Proteine, Glucose, Nitrit, Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Erythrozyten (rote Blutkörperchen), ph-Wert, Ketone.
Herzultraschall
Bildgebendes Verfahren zur Erkennung krankhafter Veränderungen des Herzens. Untersucht werden das Herz in Aufbau und Struktur, die Herzbewegung und der Blutfluss. Es gibt verschiedene Untersuchungsmethoden. Üblich ist die Transthorakale Echokardiografie (TTE). Sie erfolgt von außen über den Brustkorb. Der Patient liegt dabei auf der Seite.
Körperfettanteil
Meist wird der Körperfettanteil mit der sogenannten Bioimpedanz-Methode (BIA) ermittelt. Hierbei werden auf einer Waage geringe Strommengen durch den Körper geleitet. Weil Fett einen niedrigeren Widerstand hat als anderes Gewebe, kann mit der entsprechenden Formel der gesamte Körperfettanteil berechnet und angezeigt werden. Eine seltenere Methode ist die Messung der Hautfaltendicke mit einer Fettzange.
Körperliche Untersuchung
Einfache Ganzkörperuntersuchung durch Sehen, Hören und Tasten unter Verwendung
einfacher Hilfsmittel wie einem Stethoskop. Beispiele: Herz und Lunge werden abgehört
(Auskultation), der Bauchraum mit Leber, Milz und Niere abgetastet (Palpation) und der
Pupillenreflex getestet. Beurteilung des Allgemein- und Ernährungszustandes. Orientierende orthopädische Untersuchung des Stütz- und Bewegungsapparates (Schulter, Wirbelsäule, Hüft-, Knie- und Fußgelenke) und der Muskelfunktionen (Arme, Beine, Rumpf).
Lungenfunktionstest (Spirometrie)
Messen der Atemgaswerte im Ruhezustand. Man pustet in ein kleines Gerät mit Mundstück (Spirometer). Mögliche Erkrankungen der Atemwege werden erkannt. Der Lungenfunktionstest wird vor einer Spiroergometrie durchgeführt, um die individuellen Sollwerte für die Atmung unter Belastung errechnen zu können.
Spiroergometrie
Belastungsuntersuchung zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Eine Kombination aus Belastungs-EKG mit gleichzeitiger Messung der Atemgase. Auf dem Fahrradergometer (oder Laufband) wird mithilfe einer Atemmaske getestet, wie viel Sauerstoff der Körper bei maximaler Belastung aufnehmen und verwerten kann (VO2Max). Eine höhere Sauerstoffaufnahme bedeutet mehr Leistung.
Die Leistungsermittlung dauert ca. 20 Minuten. Sie erfolgt durch stufenweise Belastungssteigerungen nach definierten Watt-Zahlen innerhalb festgelegter Zeitintervalle, z. B. 25 Watt Steigerung alle 3 Minuten. Gemessen werden die Atemfrequenz, Atemvolumina, der Atemfluss und die Sauerstoffsättigung.
Parallel wird der Blutdruck erfasst, das Belastungs-EKG (Herzfrequenz) erstellt und es erfolgt eine Lactatschwellenbestimmung. Für letztere wird bei laufender Diagnostik Blut aus dem Ohrläppchen entnommen. Lactatwerte dienen der Bestimmung der individuellen anaeroben Schwelle (IAS). Sie markiert den Beginn des Übergangsbereiches von der aeroben in die anaerobe Energieverwertung und charakterisiert die Ausdauerleistungsfähigkeit.
Das Belastungs-EKG mit gleichzeitiger Blutdruckmessung liefert u. a. Informationen über eventuelle Herzrhythmusstörungen und Durchblutungsstörungen des Herzmuskels unter Belastung und Belastungshochdruck. Ein Belastungs-EKG komplettiert das Ergebnis der Spiroergometrie über die körperliche Belastbarkeit.
Abschlussgespräch
Besprechung der Untersuchungsergebnisse mit individuellen Gesundheits-, Sport- und Trainingsempfehlungen.
Uneingeschränkte Sporttauglichkeit wird nur demjenigen bescheinigt, bei dem der Arzt sicher sein kann, dass sein Herz-Kreislauf-System auch Maximalbelastungen standhält.
Um aussagefähige Ergebnisse zu erhalten, braucht es körperliche Belastung. Anders formuliert: Mit zunehmendem Erschöpfungsgrad steigt die Qualität der Diagnostik. Eine sportmedizinische Untersuchung ist anstrengend. Du wirst schwitzen und du wirst an deine Belastungsgrenze kommen. Nur bei einer Grenzbelastung des Herzens können Schwachstellen im Herz-Kreislauf-System festgestellt werden.
Stell dir vor, du machst Krafttraining, stemmst Gewichte mit vielleicht 70 % deiner Maximalkraft. Das ist noch nicht wirklich anstrengend. Sobald du aber 100 % gibst, stresst du dein Herz maximal. Uneingeschränkte Sporttauglichkeit wird nur demjenigen bescheinigt, bei dem der Arzt sicher sein kann, dass sein Herz-Kreislauf-System auch Maximalbelastungen standhält.
Wo solltest du eine sportmedizinische Untersuchung durchführen lassen und was kostet sie?
Sportmedizinische Zentren an Kliniken und niedergelassene Sportärzte sind die erste Wahl für einen Sportcheck. Die Ärzte dort treiben häufig selbst Sport, kennen die damit verbundenen Fragestellungen und untersuchen und behandeln tagtäglich Sporttreibende vom Hobby- bis zum Profisportler. Sollten sich bei der Untersuchung Hinweise auf Erkrankungen ergeben, wird man dich gegebenenfalls an einen Facharzt verweisen.
Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e. V. (DGSP) stellt eine bundesweite Liste mit von ihr empfohlenen Sportmedizinern zur Verfügung. Den Link findest du am Ende des Artikels. [1]
Keine Alternative zu einer sportmedizinischen Untersuchung sind die von Fitnessstudios angebotenen Eingangstests. In der Regel kommen dabei sogenannte Körperanalysegeräte zum Einsatz. Sie liefern Messwerte zu Körpergewicht, Wassergehalt, Fettmasse, Viszeralfett (Bauchfett), Muskelmasse und Verteilung der Muskel- und Fettanteile im Körper. Die Ergebnisse erscheinen sinnvoll und informativ, bilden aber lediglich die Grundlage für die Erstellung eines individuellen Trainingsprogramms. Eine medizinische Untersuchung ersetzt ein solcher Test natürlich nicht.
Sollte im Fitnessstudio zusätzlich ein Belastungsschema absolviert werden, welches dem einer sportärztlichen Untersuchung ähnlich ist, gilt: Nur die Leistungsparameter werden betrachtet. Fitnessstudios dürfen keine medizinischen Werte erheben und diese beurteilen. Es sei denn, der Test wird von medizinisch ausgebildetem bzw. ärztlichem Personal begleitet.
Was kostet eine sportmedizinische Untersuchung?
Bleibt noch die Frage nach den Kosten einer sportmedizinischen Untersuchung. Mein letzter Sportcheck im Jahr 2023 am Zentrum für Sportmedizin einer Klinik hat 180 Euro gekostet. Hauptsächlicher Untersuchungsbestandteil war die Spiroergometrie.
Zahlreiche gesetzliche Krankenkassen erstatten mittlerweile den Großteil der Kosten einer sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchung. Ein Link am Ende des Artikels führt dich zu einer Liste von mit der DGSP kooperierenden Krankenkassen und deren Leistungsbeschreibung. [2] Ist deine Krankenversicherung nicht dabei, lohnt sich dennoch eine Nachfrage. Immer mehr gesetzliche Krankenkassen unterstützen ein präventives Engagement ihrer Mitglieder. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten für sportmedizinische Untersuchungen in aller Regel in voller Höhe.
fazit
Eine sportmedizinische Untersuchung vor Trainingsbeginn ist für jeden (älteren) Neueinsteiger oder Wiedereinsteiger ins Krafttraining ein Muss. Sie liefert Informationen über deine aktuelle Gesundheit und reduziert oder vermeidet Risiken, die durch intensive körperliche Belastung hervortreten können. Darüber hinaus gibt sie Aufschluss über deine Belastungsgrenzen, wichtige Parameter für ein gesundes Krafttraining.
Bilder:
Artikelbild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay
Fahrradergometrie von Atwater und Benedict, Public domain, via Wikimedia Commons
Textnachweise:
[1] Von der DGSP empfohlene Sportmediziner: sportmediziner.dgsp.de
[2] Mit der DGSP kooperierender Krankenkassen: https://www.dgsp.de/seite/385101/krankenkassen.html
Hinweis:
Blogartikel und Seiten wurden ohne Unterstützung von Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Als Zielgruppe gelten gesunde, volljährige Erwachsene. Ich weise darauf hin, dass meine Artikel keine medizinische Beratung ersetzen. Vor dem Start ins Krafttraining, vor einer Ernährungsumstellung oder bevor du beginnst, Nahrungsergänzungsmittel zu supplementieren, solltest du ärztlichen Rat einholen. Dies empfiehlt sich insbesondere dann, wenn du unter gesundheitlichen Beschwerden leidest oder in der Vergangenheit erkrankt warst.
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